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12.05.2023

Festakt zum 100. Todestag des Priesters Wilhelm Hohoff

Die Hansestadt Medebach und die Kirchengemeinde St. Peter und Paul Medebach haben am Sonntag, dem 30. April in einem gemeinsamen Festakt des verstorbenen Priesters Wilhelm Hohoff gedacht, der vor 175 Jahren in Medebach geboren wurde und 1923 vor 100 Jahren verstorben ist. Er gilt als der „rote Pastor“, der Christentum und Sozialismus versöhnen wollte. Im Festakt setzte sich der Paderborner Professor Dr. Peter Schallenberg mit dem Leben, den Thesen und der Bedeutung Wilhelm Hohoffs auseinander.

Gewerkschaften und Sozialdemokratie setzen sich damals für die Belange der Arbeiter und ihrer Familien ein. Genau wie die katholische Kirche. Trotzdem ziehen sie nicht an einem Strang, sondern bekämpfen sich erbittert. Grund dafür ist die Religionskritik der sozialistischen Vordenker Karl Marx, Friedrich Engels und August Bebel: Die Hoffnung auf ein besseres Jenseits lenke vom Elend im Diesseits ab.

Hohoff bringt das Studium der Theologie und der Nationalökonomie in Kontakt mit den Theorien von Karl Marx. Und ihm fallen die Parallelen zur Wertlehre des großen mittelalterlichen Theologen Thomas von Aquin auf. Die zentrale Erkenntnis, die er bei beiden Autoren findet, ist, dass materielle Dinge wie Geld, Rohstoffe oder Maschinen von sich aus keinen Wert hervorbringen oder vermehren können, „sondern dass die Ursache und Quelle allen Wertes einzig und allein die menschliche Arbeit ist“.

Für Hohoff hat Marx altes, verschüttetes Wissen wiederaufgefunden. „Marx bewegt sich in der Ökonomie durchaus auf den traditionellen Bahnen der größten Denker der Vorzeit, des Aristoteles, der Kirchenväter, der älteren Scholastik und Kanonistik.“ Dem Priester schwebt ein Dialog, ein Zusammenwirken von Christentum und Sozialismus vor. Vielleicht erkennt er in beidem das gesellschaftsverändernde Potenzial. Dazu blendet er die Religionskritik von Marx und Engels freilich aus.

Und wie ist es heute, genau 100 Jahre nach Hohoffs Tod? Solch erbitterte Auseinandersetzungen wie damals gibt es heute nicht mehr. Die SPD hat sich von ihrer fundamentalen Religionskritik verabschiedet und sich mit dem mit dem Godesberger Programm  – in dem das Christentum explizit als Grundwert aufgeführt wird – zur Volkspartei gewandelt. Hohoff erfährt als einer der Wegbereiter dieses heutigen Dialogs die Würdigung, die er verdient. Neben Franz Hitze  – Zeitgenosse Hohoffs, ebenfalls Priester und erster Professor für christliche Sozialwissenschaften der Universität Münster – wird er als einer der Wegbereiter der katholischen Sozialforschung gesehen. Die Gedenktafel an seiner letzten Wohnstätte nennt ihn „Klassiker der modernen christlichen Kapitalkritik, Begründer des Dialoges zwischen Christen und Marxisten und bedeutender Theoretiker des christlichen Sozialismus“.


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